Selbst Eltern, die um die Sicherheitsvorteile von Reboardern wissen finden oft Punkte und Vorurteile, die vermeintlich gegen den rückwärts gerichteten Transport des Kindes sprechen. Aber auch im Alltag wird man oft von Familie, Freunden und sogar Fremden mit Fragen und Sorgen konfrontiert. Darum klären wir hier einige der häufigsten Vorurteile auf.
Mein Kind hat schon in der Babyschale keine Lust mehr rückwärts zu fahren, was nun?
Babys schreien aus unterschiedlichen Gründen in einer Babyschale, keiner davon ist die Fahrtrichtung. Ein so junges Kind ist kognitiv noch gar nicht in der Lage zu erkennen, wie rum es fährt. Zudem kann es nichts vermissen, was es ja gar nicht kennt. Oft liegt es schlicht am fixiert sein, dass das Kind unzufrieden ist. Wird ein Kind mobil möchte es nicht festgezurrt in einem Sitz sitzen. In einer Babyschale liegt das Kind und sieht nicht viel mehr als den Fahrzeughimmel und die Rückbank. Oft legt sich das Problem in einem Reboarder, da das Kind endlich sitzen und die Welt bewundern kann. Ein weiterer Faktor ist die Entfernung zu den Eltern, Kinder wollen Nähe und kuscheln.
Reboarder sind doch total teuer?
Auch ein „vernünftiger“ Vorwärtssitz ist nicht viel günstiger. Sichere vollwertige Reboarder bekommt man ab ca. 250€, in diesen kann ein Kind bis 18 kg bzw. 105 cm oder bei den gegurteten Modellen sogar bis 25 kg rückwärts sicher fahren. Sitze, die man ab 13 kg oder 87 cm vorwärts nutzen muss, sogenannte „Pseudo-Reboarder“, bekommt man auch günstiger. Diese Modelle sind allerdings zu kurz rückwärts nutzbar und sind daher nur selten empfehlenswert z.B. als Übergang zu einem größeren Reboarder in dem evtl. noch ein Geschwisterkind absehbare Zeit fährt. Viele der Fachhändler bieten zudem eine Ratenzahlung an.
Mein Kind sieht doch dann aber nichts, oder?
Das ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Auch in einem Vorwärtssitz sollte ein korrekt gesichertes Kind nicht viel mehr als einen Teil der Seitenscheibe und den Vordersitz sehen können. Im Reboarder sitzt das Kind meist höher und kann so einen Panoramablick durch Seitenscheiben und die Heckscheibe genießen. Natürlich ist die Sicht auch immer abhängig von Kindersitz und Auto. Ein Spiegel kann hier beispielsweise auch helfen, denn so erweitert sich das Blickfeld des Kindes auch auf das war vor dem Fahrzeug passiert.

Reboarder brauchen doch so viel Platz im Auto, oder?
Auch ein vorwärts gerichteter Sitz benötigt seinen Platz. Um eine Zulassung zu bekommen wird bei jedem Kindersitz getestet, ob ein darin sitzendes Kind bei einem Unfall die maximal vorgeschriebene Vorverlagerung von 55 cm nicht überschreitet. Das bedeutet, das Kind darf sich 55 cm aus dem Sitz bewegen. Ist der Abstand eines Kinderrückhaltesystems zum Vordersitz kleiner als diese 55 cm besteht somit die Gefahr, dass das Kind einfach gegen den Vordersitz knallt, was fatale Folgen haben kann. Ein Reboarder nimmt sich diesen Platz einfach. Mehr Infos und eine ausführliche Erklärung findet ihr in unserem Blogbeitrag zum Thema.
Der Einbau ist doch so kompliziert.
Je nach Sitz kann der Einbau etwas länger dauern. Vor allem gegurtete Reboarder sind was den Einbau angeht etwas komplizierter. Allerdings ist auch hier der Einbau mit etwas Übung und fachlicher Anleitung schnell erlernt. Beim Wechsel in verschiedene Autos empfiehlt es sich z.B. ein weiteres Paar Spanngurte zu installieren, dann ist auch bei einem gegurteten Sitz der Einbau schnell erledigt. Sitze mit Isofix sind scheinbar leichter einbaubar, aber auch hier gibt es Tücken insbesondere, wenn das Isofix im Auto schwer erreichbar ist. Egal wie: es ist immer wichtig den Einbau und die Anleitung des eigenen Sitzes zu kennen!
In einem Reboarder bricht das Kind sich beim Unfall doch die Beine.
Die Beinfreiheit ist bei einem Kindersitz entgegen der Fahrtrichtung nicht sicherheitsrelevant. Die Beine fliegen nach oben, aber es besteht keine erhöhte Verletzungsgefahr. Sollten die Vorurteile trotzdem groß sein: Eine Beinverletzung heilt wieder, eine schwere Wirbelsäulenverletzung kann lebenslange Folgen haben. Das Risiko für Beinverletzungen ist bei vorwärts gerichteten Sitzen sogar höher, da diese gegen den Vordersitz knallen können, wie folgendes Video eindrücklich zeigt.
Das wird doch aber spätesten, wenn die Füße die Rückbank berühren unbequem!
Kinder sind gelenkig. Es stört sie keinesfalls ihre Beine nicht ständig ausstrecken zu können, dies ist eines der vielen Vorurteile. Im Gegenteil: sitzen wir Erwachsenen immer mit ausgestreckten Beinen auf der Couch? Ein schönes Bild ist auch immer der Vergleich mit einem Barhocker, denn in einem Vorwärtssitz sitzen ist damit vergleichbar. Die Beine baumeln frei in der Luft. Wie lange dauert es, bis es so unangenehm wird, dass man einen Platz zum abstellen der Beine sucht?